Hammer der Woche: Der Hippocampus

Hammer-These: Ich kann und muss mein Gehirn pflegen!

 

Wir pflegen unseren Körper, in dem wir uns Gedanken machen über gesunde Ernährung und Sporttrends. Wir kaufen teure Cremes, um die Zeichen des Alterns zu kaschieren. Wir pflegen unsere Zähne, unsere Füße, alles, was wir selbst sehen und wo wir wahrnehmen, dass wir was tun müssen.

 

Unser Gehirn sehen wir nicht. Wir begeben uns ins Hamsterrad, arbeiten oft über unsere Grenzen, haben ständig negative Gedanken zu verarbeiten, machen uns Sorgen. Wir merken zwar, dass wir hin und wieder was vergessen, aber das schreiben wir den vielfältigen Aufgaben zu, die wir Tag für Tag erledigen müssen. „Bei dem, was du so um die Ohren hast, ist es ja kein Wunder, dass du mal was vergisst.“- Wie oft habt ihr diesen Satz schon gehört oder zu jemanden gesagt?

 

 

Das Vergessen ist eigentlich schon der Hilfeschrei des Gehirns, aber wir reagieren oft falsch darauf, nämlich durch noch mehr Anstrengung und Arbeit.

 

 

Der Hippocampus- eines der ältesten Strukturen im Gehirn

 

Für unser Kurzzeitgedächtnis ist der Hippocampus zuständig. Der Hippocampus hat die Form eines Seepferdchens, deshalb heißt er auch so. Er zählt zu den stammesgeschichtlich ältesten Strukturen des Gehirns. Der Hippocampus ist ein zentraler Bestandteil des limbischen Systems und zuständig für die Verarbeitung von Emotionen und Lernprozessen. Er befindet sich am inneren Rand des Temporallappens und ist eine zentrale Schaltstation des limbischen Systems.

 

 

Gene bestimmen die Größe von Gehirn und Hippocampus

(Quelle: https://www.aerzteblatt.de)

 

Der Hippocampus ist so groß wie dein kleiner Finger. Das Schlimme daran ist, dass er ab dem 25 Lebensjahr im Jahr um ca. ein Prozent schrumpft. Guck dir mal mit diesem Wissen deinen kleinen Finger an: Hast du überhaupt noch einen Hippocampus? 😊

 

Nun kommt die gute Nachricht: Im Hippocampus werden ständig neue Stammzellen gebildet, die „reparieren“ können. Nach einem Glas Wein sterben zum Beispiel tausende von Gehirnzellen ab, die Stammzellen reparieren den Schaden aber recht schnell wieder, solange wir es nicht übertreiben. Bei starken Alkoholikern kann nicht mehr so schnell repariert werden, weil sie ständig wieder zerstört werden. Aber nicht nur Alkohol schädigt das Gehirn, auch Dauerstress ist nicht gut. Dem Thema Stress widme ich übrigens in einen eigenen Blogbeitrag.

 

Damit sich Stammzellen immer wieder bilden können, müssen wir durch unser Verhalten die „Neurogenese“ anregen. Das können wir erreichen durch Bewegung und kognitive Prozesse. Wir müssen also unser Gehirn dazu benutzen, wozu es da ist: zum Lernen und Denken.

 

Wir bleiben allerdings gerne in unserer Komfortzone, weil wir uns da sicher fühlen, die wenigsten Fehler machen, uns auskennen. Lernen soll aber anstrengend sein, es muss „weh tun“, damit sich neue Nervenbahnen bilden.

 

Unser Netzwerk im Gehirn- täglich entstehen neue Netzwerke

 

Wenn ein Baby geboren wird, hat es noch ein relativ übersichtliches Netzwerk an Nervenbahnen im Gehirn. Jedoch wächst das rasant, weil das Baby jeden Tag etwas Neues lernt und das auch lernen will. Hier ist das Instruktionsprogramm der Mutter (und des Vaters) maßgeblich, denn die Eltern erklären dem Baby die Welt- dadurch entstehen neue Netzwerke.

 

Lernen und Gehirn: Wie funktioniert das Einspeichern?

(Quelle: https://www.brgdomath.com)

 

In der Pubertät „jätet“ der Mensch seine Netzwerke, er lässt also Netzwerke wieder verkümmern, weil er sie nun nicht mehr braucht. Wenn der erwachsene Mensch bestimmtes Wissen nicht mehr pflegt, entsteht ebenfalls eine Depression des Netzwerkes, d.h. also, ich vergesse es oder kann das Wissen nicht mehr so gut abrufen. Ich habe zum Beispiel in meiner Jugend Gitarre gespielt. Am Lagerfeuer war das damals der Hit. Seit über dreißig Jahren habe ich nicht mehr gespielt. Ich denke, ich müsste heute wieder von vorne anfangen, wenn ich meinem Mann ein Ständchen auf der Gitarre vorspiele wollte. 😊

 

In den ersten zehn Lebensjahren ist unser Gehirn am aufnahmefähigsten. Es ist also wichtig in diesen Jahren viel zu lernen, damit die Synapsen geknüpft werden, die wir später nutzen können, wenn wir z.B. eine Fremdsprache lernen wollen.

 

Fremdsprachen im Kindergarten und in der Grundschule machen also durchaus Sinn: Durch die Pflege der „Sprachfasern“ wird das Sprachverständnis entwickelt.  Umgekehrt entstehen Sprachentwicklungsstörungen dann, wenn die „Sprachfasern“ durch zu wenig Anregung nicht gepflegt werden, sich also nur ein schlechtes Sprachverständnis bilden kann.

 

Es ist dementsprechend wichtig, die „Faserbildung“ zu unterstützen. Das gelingt am Besten durch Lernen, durch Anstrengung beim Lernen, durch Wiederholungen und Üben.  Netzwerke, die im Kindesalter angelegt sind, sind später robust vorhanden.

 

Deshalb finde ich es wichtig, Kinder altersentsprechend ordentlich zu fordern. Kuschelkurs und Niedrigniveau dienen dazu, dass Kinder ihre Ressourcen nicht angreifen. Der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!“ hat durchaus seine Berechtigung. Späteres Lernen ist mit weitaus mehr Anstrengung verbunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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